Wichtige Abstimmungen scheitern nicht selten an der Gerüchteküche. Wenn Gegner mit fadenscheinigen, aber populären Argumenten mobilisieren, wird es schwierig für Behörden. Die gute Nachricht: Man kann etwas tun dagegen.
Viele Schul- oder Gemeindebehörden kennen dies: Über Monate hinweg wurden Infrastrukturvorhaben oder sonstige Planungen vorangetrieben, alle Sachverhalte sorgfältig abgeklärt und zur Abstimmungsreife gebracht. Dann, wenige Tage oder Wochen vor der Abstimmung, kursieren plötzlich Gerüchte. Im Hintergrund – und für die Behörden oft unsichtbar – mobilisieren Kritiker oder Gegner, um die Vorlage zu kippen.
«Ein Gerücht ist keine Meinungsäusserung, sondern beinhaltet immer eine Tatsachenbehauptung, die geglaubt und verbreitet wird», schreibt Autor Michael Scheele in seinem Werk «Das jüngste Gerücht». Oft liegen Gerüchten der Opportunismus gewisser Gruppierungen zu Grunde oder ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber der Behörde.
Wenn Selbstdarsteller es schaffen, ihre Botschaften überzeugend zu inszenieren, steigt die Glaubwürdigkeit des Gerüchts. Plattformen hierzu bilden etwa politische Versammlungen oder Leserbriefe.
Ein wichtiger Nährboden von Gerüchten und Desinformation bilden bekanntlich die sozialen Netzwerke. Auf der kommunalen Ebene beobachten wir häufig Vereine als eigentliche «Gerüchteküchen».
Es wird verkürzt, hinzugefügt und hervorgehoben, was gut ankommt. Oft mit dem Hinweis des Absenders, dies irgendwo «gehört» zu haben.
Festigt sich in einem geschlossenen Personenkreis eine Meinung, ist die konspirative Mobilisierung zu Abstimmungen und Gemeindeversammlungen ein Leichtes. Manch eine Behörde hat durch unerwartete Opposition schon ihr blaues Wunder erlebt.
Gerüchte lassen sich kaum steuern und sind äusserst effizient, denn sie erzeugen mit geringem Aufwand eine nachhaltige Wirkung. Ohne Plan B sehen sich Exekutivpolitiker nach der Abstimmung zurückgeworfen auf Feld eins. «Wo immer in der Kommunikation ein Vakuum entsteht, werden Gift, Müll und Unrat hineingeworfen», sagte einst der britische Historiker Cyril N. Parkinson. Bleiben also Fragen unbeantwortet, besteht das Risiko zur Gerüchtebildung. Doch auch eine «Überdosis» an Information kann dazu beitragen, dass sich Unsicherheit und Zweifel verbreiten.
Ein wesentlicher Schlüssel liegt in der Verständlichkeit der Botschaften, die eine Organisation aussendet. Aber Botschaften werden nur dann verstanden, wenn sie zu den Zielgruppen passen. Entsprechende Sorgfalt muss den Botschaften beigemessen werden. Nicht jede/r Stimmbürger/in ist Bauingenieur, Finanzprofi oder Juristin! Nur mit einer Konfektionierung der Botschaften für unterschiedliche Zielgruppen erreichen Behörden ihr Ziel: die Schaffung von Mehrheiten.
Kluge Gemeindepräsidentinnen und Schulpräsidenten betreiben aktive Beziehungspflege – und zwar nicht zu den Wohlgesinnten, sondern zu jenen Kreisen, die gegenüber den Ansinnen der Behörde potenziell kritisch eingestellt sind.
Letztlich bildet Vertrauen ein wirksames «Gegengift» bei Gerüchtebildung. Vertrauen ist die Währung jeder Behörde, die für ihre Anliegen Mehrheiten schaffen will.
Fazit: Behörden wie Unternehmen sind gut beraten, das Heft des Handelns durch frühzeitige, offensive und verständliche Kommunikation in der Hand zu behalten. Ist dies der Fall, haben Gerüchte einen schweren Stand.
Literatur:
Mast, C, (2020). Unternehmenskommunikation
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