Die strategisch geplante Kommunikation bildet heute eine Kernaufgabe jeder Behörde. Die meisten Exekutivpolitiker sind sich dessen nicht bewusst. Und tappen immer mal wieder in Kommunikationsfallen.
Vorbei sind die Zeiten, in denen sich Exekutivbehörden ausschliesslich auf das politische Geschäft konzentrieren konnten. Der Strukturwandel der Medien und das wachsende Desinteresse der Stimmberechtigten zwingen Gemeindepräsidentinnen, Schulpräsidenten und Regierungsrätinnen, Kommunikation als strategische Aufgabe der Behörde zu betrachten – ganz unabhängig von der Grösse der öffentlichen Körperschaft. Allein: Viele erkennen dies nicht bzw. tun sich schwer mit Kommunikationsarbeit. Verunglückte Kommunikation schlägt sich nicht selten in der Berichterstattung der Lokalmedien nieder:
Der Gemeindepräsident führte die einzelnen Projekte auf und gab am Schluss zu: «Ja, wir haben unsere Kompetenz überschritten. Aber wir können das verantworten.»
Thurgauer Zeitung. Thema: Budget der Gemeinde Güttingen TG
Dass der Gemeinderat nun erneut hinter verschlossenen Türen berät, ist für Irene Varga «unglücklich». Sie prangert die schlechte Kommunikation des Gemeinderats an. Stattdessen fordert sie Transparenz und «dass die Bevölkerung von A bis Z in die Planung einbezogen wird».
St.Galler Tagblatt. Thema: Sanierung Schulhaus in Berg SG
So etwas darf nicht mehr passieren. Damit (…) ist auch die völlig verunglückte Krisenkommunikation der Behörden gemeint. (…) Chaotisch und völlig überfordert, trugen die Verantwortlichen selber entscheidend zum allgemeinen Kontrollverlust bei.
Thurgauer Zeitung. Thema: Tierquäler-Fall von Hefenhofen TG
Von allen Seiten wurden die Kommunikation (…) oder ganz grundsätzlich die Arbeit des Gemeinderats gegeisselt (…).
Berner Zeitung. Thema: Neuer Schulraum Gemeinde Kiesen BE
Welches sind die kommunikativen Herausforderungen öffentlicher Körperschaften?
Untätigkeit und Nicht-Kommunikation: Behörden-Entscheide haben immer eine Wirkung auf bestimmte Zielgruppen und sprechen nicht einfach für sich. Entscheide müssen erklärt werden. Auch wenn keine Entscheide gefällt werden, hat dies eine Wirkung. Dem Gemeinderat von Reinach BL ist dies zum Verhängnis geworden.
Strukturwandel bei den Medien: Den (Qualitäts-)Medien zerrinnt das Geld. Zeitungen investieren immer weniger in den Lokaljournalismus. Gleichzeitig sinkt die Zahl erfahrener Medienschaffender dramatisch, die ihre Rolle als Multiplikatoren, aber auch als Garanten für Meinungsbildung noch wahrnehmen können.
Wenig Sensibilität für das eigene Umfeld: Viele Behörden sind sich nicht bewusst, mit welchen Dialoggruppen sie in Interaktion stehen und welche Wirkung sie entfalten, indem sie mit ihnen (nicht) kommunizieren.
Kritische Öffentlichkeit: Die Zeiten, in denen Exekutivpolitiker unanfechtbar waren und sich fast alles leisten konnten, sind vorbei – zumindest in der Schweiz. Prominentere Beispiele: Pierre Maudet, Geri Müller.
Forderung nach Transparenz: Als einer der letzten Kantone sprachen sich die Thurgauerinnen und Thurgauer im Mai 2019 deutlich für ein Öffentlichkeitsgesetz aus. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger fordern von den Behörden maximale Transparenz ein.
Mobilisierung: Es wird immer schwieriger, Stimmberechtigte an Gemeindeversammlungen oder an die Urnen zu bringen. Gerade Schulgemeinden beklagen oft, dass sich z.B. Eltern von Schulkindern nur selten an politischen Entscheiden beteiligen, obschon sie unmittelbar betroffen wären. Dies musste etwa die Schule Kemmental TG schmerzlich erfahren.
Es ist paradox: Unsere Handys informieren uns rund um die Uhr und praktisch in Echtzeit über das Geschehen in der Welt. Für das kommunale Geschehen wiederum interessiert sich nur eine Minderheit. Abonnierbare Tageszeitungen, die über lokale Themen informieren, leisten sich unter 40-Jährige kaum noch. Dies zeigt auch das Jahrbuch der Medien des Forschungsinstituts Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich. Gemäss Erkenntnisse der Forscher konsumierten 2023 56.4 Prozent der 16- bis 29-Jährigen keine Informationen via Medien (so genannte News-Deprivierte). Gesamthaft waren 42.7 Prozent der Bevölkerung News-abstinent – Trend steigend.
Wenn Einwohner/innen nicht zufrieden sind mit der Kommunikation ihrer Gemeinde, sind sie auch in anderen Bereichen unzufrieden. Und je weniger informiert sich die Stimmbürger/innen fühlen, desto kritischer werden sie.
Ziehen sich die Medien zurück und interessieren sich die Stimmbürger/innen immer weniger für kommunale Belange, müssen die Gemeinden das Heft selber in die Hand nehmen.
Eine strategisch geplante, aktive Kommunikation verhindert Krisen. Sie sorgt ausserdem für Transparenz – und damit für Glaubwürdigkeit und Vertrauen, die höchsten Güter jeder Exekutive.
Jede politische Gemeinde, jede Schulgemeinde, jede kantonale Behörde sollte sich an definierten Regeln und Inhalten orientieren, die eine konsistente, glaubwürdige und geplante Kommunikation ermöglichen.
Es gibt kein allgemein gültiges Kommunikationskonzept. Jede öffentliche Körperschaft besitzt ihr individuelles Umfeld mit eigenen Anspruchsgruppen, auf die Rücksicht genommen werden muss. Notter & Notter evaluiert die bisherigen Kommunikationsaktivitäten Ihrer Behörde und erarbeitet in einem kaskadierten Prozess mit den Verantwortlichen ein massgeschneidertes Kommunikationskonzept für Ihre Körperschaft.
Auch mit wenig finanziellen und personellen Ressourcen lässt sich eine wirksame Kommunikationsarbeit gestalten – wenn sie die richtigen Zielgruppen zur richtigen Zeit mit den richtigen Botschaften bedient.
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